03 - Abschied von der Höhle

Feilong fängt langsam an, die Situation zu verstehen.
»Aber ... heißt das, wenn ich gleich durch den Wasserfall gehe, kommen wir nicht wieder hierher zurück?«, hakt er vorsichtig nach.
Seine Mutter schaut ihn sanft an: »So ist es. Wir ziehen heute aus. Long Ziran wird den Eingang verschließen, bis das nächste Drachenkind hier einzieht.«
»Hmm ...« Feilong hat gemischte Gefühle. Er lernt fliegen, darauf freut er sich schon lange. Aber er soll die Höhle für immer verlassen. Das macht ihm Angst.
»Hab keine Angst, Long Fei«, mischt sich jetzt Long Ziran ein. »Ich erinnere mich noch gut an die Gefühle, die das damals bei mir ausgelöst hat. Zum einen: Endlich fliegen! Juchuh! Und dann gleich die Nachricht: Hier darfst du nicht bleiben. Versuche, deine Gedanken auf die Freude zu lenken, dass du endlich fliegen lernst. Denn mit dem Fliegen beginnen viele neue Abenteuer für dich. Du hast den ersten Lebensabschnitt geschafft. Jetzt wartet ein neuer auf dich. Versuche, ihm mit Spannung entgegenzusehen.«
Feilong denkt kurz nach und antwortet dann: »Danke, Long Ziran. Fliegen, ja! Darauf freue ich mich schon.«
»Okay, Feilong«, sagt jetzt die Mutter. »Dann pack jetzt deine Sachen, damit wir loskönnen.«
»Alles klar, mache ich«, antwortet Feilong, während er sich umdreht und anfängt, seine Sachen zu packen.
»Wohnen wir dann bei Oma?«, fragt Feilong seine Mutter, während er seine Bücher verstaut.
Die Mutter hält inne und schaut ihn an: »Du und ich fliegen gleich zu Oma nach Hause. Dort lernst du deinen Onkel, meinen Bruder, und seine Familie kennen. Er hat einen Sohn, der ein wenig älter ist als du. Auch er hat hier in der Höhle gewohnt.«
Sie macht eine kurze Pause und fährt fort: »Long Zirans Tochter heiratet. Wir fliegen gemeinsam mit Oma und der Familie meines Bruders weiter zur Hochzeit. Dort wirst du viele Drachen kennenlernen.«
Feilong nickt, und die Mutter erzählt weiter: »Nach der Hochzeit nimmt dich dein Vater dann mit. Du wirst bei deinem Vater einziehen.«
Feilong befürchtet Schlimmes: »Und du? Wo ziehst du hin?«
Seine Mutter lacht: »Ich bin natürlich auch da. Dein Vater und ich wohnen ja zusammen bei deinem Vater. Keine Angst, so schnell wirst du mich nicht los.« Sie streichelt ihm sanft mit einem Flügel über den Kopf.
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